Dark Romance - Erwarte ich zu viel?
- cck-schildmaid

- 18. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Ja, die Frage stelle ich mir schon seit einiger Zeit. Warum? Weil ich das Genre wirklich mal geliebt habe. Überrascht? Vielleicht – lasse ich mittlerweile selten ein gutes Wort darüber hören. Trotzdem lässt mich dieses Thema nicht los und die Anzahl der Bücher, die ich lese und scheiße finde, nimmt stetig zu.
Also, muss ich das Problem sein, oder?
Was ist für mich eine DR? Eine Liebesgeschichte, die sich mit moralisch grenzwertigen Themen beschäftigt. Ich erwarte komplexe Charaktere mit psychischen Abgründen. Verwerfliche Handlungen, düstere Stimmung, aber vor allem eine nachvollziehbare, starke Charakterentwicklung.
Und damit meine ich nicht, dass der soziopathische Serienkiller am Ende der Geschichte mit rosa Herzen in den Augen und einer geblümten Schürze in der Küche steht und für die Liebe seines Lebens und seine achthundert Kinder Muffins bäckt.
Sondern ich möchte die Beweggründe für sein Handeln verstehen. Warum mordet oder stalkt er? Warum kennt er keine Moral? Warum ist seine Seele nur noch ein Scherbenhaufen? Warum empfindet er nichts oder warum unterscheiden sich seine Gefühlsregungen von anderen „Menschen“?
Gleiches gilt auch für den Gegenpart. Warum fühlt er sich der Dunkelheit angezogen? Warum ist der Charakter bereit, Schmerzen (körperlich sowie seelisch) in
Kauf zu nehmen und vielleicht sein gesamtes Sein in Frage zu stellen?
Ich erwarte ein Spiel von Anziehung und Abstoßung, will dieses aber auch spüren können, ohne das Gefühl zu haben: „Es ist halt vonnöten und künstlich erschaffen.“ Dieses Duo soll Grenzen der romantischen Beziehung austesten und nicht eine Ansammlung wahlloser Spice-Szenen hervorbringen.
Ja, die Szenen gehören dazu. Keine Frage, aber ursprünglich dienten sie mal zur Charakterentwicklung und um die Handlung voranzubringen. Ehrlich, ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen Zusammenhang zwischen Spice und Charakterentwicklung gelesen habe.
Und wo wir schon bei dem Thema sind. Sie gehören dazu – aber wann sind sie denn bitte zur Grundlage allen Elends geworden?
Charaktere werden damit erniedrigt, gefoltert, in Besitz genommen, gebrochen. – Sicher ist es eine Möglichkeit zur Zerstörung einer Seele, aber was ist los? Es gibt noch tausend andere Wege, die effektiver und komplexer sind. Es geht mir nicht darum, dass ich keinen Spice lesen will, aber es scheint mittlerweile die einzige Lösung für alle Probleme zu sein. Und das ist einfach nur noch nervig.
Was würde helfen? Richtig, einen anständigen Plot, der den Charakteren eine Basis für all das schafft. Tja, nur wird dieser mittlerweile entweder vollkommen
vernachlässigt oder haarsträubend zusammengebastelt. Oft kann er nicht nachvollzogen werden, ergibt einfach keinen Sinn und wenn man ihn einfach weglassen würde, würde es keinen Unterschied machen.
Eine Dark-Romance ist für mich ein hochkomplexes Gebilde, das sehr tief in die Psyche eines Menschen eindringt, der nicht als „normal“ betrachtet werden kann. Es fordert Feingefühl und Fachwissen, um einen Charakter zu formen und dessen andersartiges Dasein zu erschaffen, zu stabilisieren und ansatzweise auf eine Ebene zu bringen, der eine Romanze folgen kann. Tja, aber offensichtlich kann das mittlerweile jeder.
Ich möchte hier niemandem sein Können absprechen oder behaupten, dass ich es besser könnte. Ich möchte damit niemanden verurteilen, der die aktuellen Werke in diesem Genre feiert und verschlingt.
Mich interessiert nur, ob ich eine völlig falsche Einstellung zu diesem Thema habe.
Verlange ich zu viel? Denke ich zu komplex, was dieses Thema betrifft?
Was erwartet ihr? Was muss eine gute DR für euch bereithalten?
Kennt ihr Bücher, in denen Spice nicht das Heil – oder Foltermittel für alles ist? Wenn ja, her damit – keine Angst, ich verurteile nicht. Es ist wirklich reines Interesse und vielleicht auch ein wenig Verzweiflung, was dieses Thema betrifft.
Ich würde nämlich gern mal wieder eine dunkle Liebesgeschichte lesen, die zumindest ansatzweise eine nachvollziehbare Entwicklung mit sich bringt.
Also sagt mir - bin ich das Problem? Oder gibt es da draußen jemanden, der meine Meinung nachvollziehen kann?




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