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Verlangen

Ein tiefes Brummen liegt in meinen Ohren. Ich spüre meinen rasenden Puls und das tobende Herz in meiner Brust. Es schlägt so schnell, dass es mir bereits Schmerzen verursacht. Ich keuche und ringe um jeden Atemzug, während meine Lungenflügel sich immer fester zusammenziehen. Ein trüber Schleier legt sich auf mein Sichtfeld und hüllt mich nahezu in Dunkelheit. Eine bittere Kälte frisst sich durch meine Adern und lässt meine Muskeln unwillkürlich zucken.

Ich verliere mich. Ich verliere die Kontrolle über meinen Geist. Etwas Dunkles breitet sich in mir aus. Etwas Unaufhaltsames. Schleichend, wie eine Schlange windet es sich durch meinen Leib und hinterlässt nichts, außer ein drängendes, beinahe unaufhaltsames Verlangen.

Langsam lasse ich mich zu Boden gleiten und versinke in dem, vom Regen aufgeweichten Boden. Der intensive Geruch von frischer Erde ummantelt mich und versucht mich zurück in die Realität zu holen, doch das Verlangen ist zu stark. Behutsam näher ich mich ihr und lasse meinen trüben Blick über ihren Körper schweifen. Das Rauschen in meinen Ohren wird belangloser. So unschuldig liegt sie vor mir. Noch nie habe ich etwas Schöneres gesehen, als ihre blasse Haut, welche von dem hellen Schein des Vollmondes noch hervorgerufen wird. Ihre Lippen so rot und voll, als wären sie nur dazu erschaffen worden, um mich in ihren Bann zu ziehen.

Wie mein persönliches Schneewittchen liegt sie hier auf dem Nebel belegten Waldboden. Die schwarzen Locken liegen kunstvoll um ihr puppengleiches Gesicht verteilt. Kleine Äste und Blätter haben sich darin verfangen und dienen als verräterische Spur, der letzten Minuten. Sie hat es mir nicht einfach gemacht und dennoch ist sie nun endlich mein. Sie zu betrachten, lässt mein Herz endlich ruhiger schlagen. Mein Körper kommt langsam wieder zu sich, während mein Geist sich immer tiefer in seine eigene Dunkelheit ziehen lässt.

Kaum sichtbar hebt sich ihr Brustkorb. Ihre leisen Atemzüge kommen einem Singsang gleich und ihre weichen Gesichtszüge ließen einen fast glauben, dass sie in einem wunderschönen Traum verweilte. Doch ob ich Teil in diesem sein würde? Ein kurzes Zucken legt sich in meine Mundwinkel und ich spüre, wie ein breites Lächeln sich auf meine Lippen legt.

Nein, sie war so unbefleckt. Jemand, wie ich hätte keinen Platz in ihrem jungen, unschuldigen Geist und doch werde ich es sein, der ebendiesen bis zu ihrem letzten Atemzug bewohnen wird. Meine Hand wandert zu der silbernen Klinge, welche nur auf mich zu warten scheint. Behutsam umfasse ich den Schafft des Messers und hebe es an. Mein Herzschlag beschleunigt sich und vorsichtig setzte ich die Klinge auf ihrer samtigen Haut an. Mein Magen durchzieht ein Kribbeln, welches ich in all den Jahren meines Lebens noch nicht gespürt habe.

Noch nie habe meinen Verlangen nachgegeben.

Noch nie habe ich es so weit kommen lassen.

Noch nie habe ich jemanden getötet.
 

Copyright: CCK-Schildmaid

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